Montag, 23. August 2010

Das Oktoberfest im Jahre 1832

Bierzelt auf dem Oktoberfest 2010
In unserm Vaterlande sind eigentliche Volksfeste selten. Die Zeit der Weinlese, den sogenannten „Herbst" am Rhein, kann man nicht wohl dazu zählen. Der Himmel läßt den Wein reif werden und das Volk trinkt sich einen Rausch — das ist Alles. In Hamburg ist das Waisengrün, seiner Intention nach, ein schönes Fest. Es gewährt einen eigenen Anblick, wenn die mit Kränzen geschmückten Waisenkinder durch die alte Stadt herum ziehen, und überall, noch ehe der Zug sich naht, die Einwohner ganzer Straßen vor den Thüren sich sehen lassen, um die milde, oft sehr bedeutende Gabe in die Büchse zu werfen und nebenbei auch noch diesem oder jenem Bübchen oder Madchen, in reichliches Geschenk in die Hand zu drücken. Aber mit der Fröhlichkeit, mit der Volksfreude, ist es dabei so gut wie gar nichts. Die armen, den ganzen Tag herumgehetzten Kinder werden, von Schweiß und Staub bedeckt, in ein Zelt vor dem Thor geführt und von Seiten der Stadt bewirthet; wobei sich's einige Bürger in den umliegenden Garten auch wohl seyn lassen.

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